Wir wollen Ihnen heute ein besonderen Ausflugstipp in der Grenzregion zwischen Rheinland-Pfalz und den Nordvogesen vorstellen. Welches einzigartiges Museum liegt in der Nähe von Hornbach und seinen Hotels Kloster Hornbach und Lösch für Freunde? Wo kann ich ein bedeutendes industrielles Kulturerbe besichtigen? Wo gibt es Kunst aus Glas und Kristall von der Zeit des Art déco bis heute zu bestaunen. Wir empfehlen Ihnen einen Besuch im Musée Lalique.
Ausflugstipp in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz und Vogesen: Das Museum „Musée Lalique“ zeigt Kunst aus Glas und Kristall
Kontakt, Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Musée Lalique
Kontakt und Adresse
- Rue du Hochberg, 67290 Wingen-sur-Moder – Frankreich
- Telefon: +33 – 388 89 08 14
- https://www.musee-lalique.com/de
Öffnungszeiten in 2019
- April bis September: 9:30 Uhr bis 18:30 Uhr
- Oktober und November: Dienstag bis Sonntag: 10 Uhr bis 18 Uhr
- Dezember: Täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr, außer am 24. und 31. Dezember, Feiertage bitte Webseite entnehmen
Eintrittspreise
- Erwachsene: 6 Euro
- Ermäßigt (6 bis 18 Jahre, Studierende, Menschen mit Handicap): 3 Euro
- Eintrittspreis für Familien: 14 Euro
- Videoguide: 2,50 Euro
- Führungen: zusätzlich 3 Euro pro Person
Nach einem köstlichen Flammkuchen in der Klosterschänke sind meine Frau und ich mit Edelbert Lösch, dem Besitzer des Hotel Kloster Hornbach und des Lösch für Freunde ins Gespräch gekommen.
Nachdem wir ihm ganz begeistert von unserer Wanderung auf dem Prädikatswanderweg Paradiesgartenweg vorgeschwärmt haben, wollten wir von ihm einen Tipp, was wir am nächsten Tag unternehmen können, denn das Wetter war, laut Vorhersage, eher schlecht angesagt und wir suchten nach einem Ausflugstipp in Rheinlandpfalz oder in den Nordvogesen, in der Nähe des Hotels, bei schlechtem Wetter.
Herr Lösch antwortete: „Euch hat es doch beim letzten Mal im Schuhmuseum Hauenstein gefallen. Dann fahrt doch diesmal ins Lalique.“
Wir müssen beide recht irritiert geschaut haben, denn Herr Lösch schob nach: „Na ins Musée Lalique, in Frankreich, keine 40 Minuten von hier. Da erlebt ihr eine gläserne Welt von Art-Nouveau-Schmuckstücken bis hin zu aktuellen Kreationen aus Kristallglas.
„Die Manufaktur könnt ihr nicht besichtigen, aber im Museum bekommt ihr einen tollen Eindruck über das Knowhow, das auch heute noch benötigt wird, um Glaskunst herzustellen“, schob Herr Lösch nach.
Auf dem Zimmer wollte ich es dann aber doch genauer wissen. Ein paar Klicks später wusste ich mehr, Wikipedia und Google sei Dank. Die Fotogalerie der Website des Museums sieht spannend aus, und nachdem für den morgigen Tag nasskaltes Wetter und viel Regen angesagt ist, ist die Entscheidung einfach.
Ausflüge in Rheinland-Pfalz und den Vogesen
Anfahrt zum Museum – Wo liegt das Musée Lalique
Das Musée Lalique liegt in Wingen-sur-Moder, knappe 40 Minuten und 40 Kilometer mit dem Auto entfernt vom Hotel Kloster Hornbach. Der schnellste Weg führt westlich an der französischen Stadt Bitche mit ihrer Zitadelle vorbei, durch Lemberg und Götzenbrück. In den französischen Orten zeugen verblasste Werbungen an Häuserfassaden und aufgegebene Geschäfte von der einstmals erfolgreichen Glasherstellung in den Nordvogesen, die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht.
Auf dem Weg weisen Schilder zu dem Glasmuseum in Meisenthal und dem Kristallmuseum Saint Louis, weiteren Zeugen der traditionsreichen Geschichte der alten Handwerkskunst, die sich zum Teil bis heute gehalten hat.
Das letzte Stück ab Götzenbrück führt durch einen alten Laubwald. Ob es am düster grauen Himmel liegt oder den alten, moosbewachsenen Bäumen – das Waldstück hat etwas Besonderes an sich. Würde es nicht wie aus Kübeln gießen wäre ein Spaziergang in dem Wald ein Muss, aber bei dem Wetter freuen wir uns auf die Ausstellung. Andere Touristen scheint das Wetter komplett abgeschreckt zu haben und so ist der Parkplatz vor dem Museum leer.
Ausflüge in Rheinland-Pfalz und den Vogesen
Die Architektur und Inszenierung des Musée Lalique
Das Museum selbst gibt es erst seit 2011. Es ist als Komplex angelegt, der die alten Gebäude des Glashüttenstandortes Hochberg mit einem neu errichteten, halb unterirdisch angelegten Anbau über zwei Galerien aus Glas verbindet. Beim Eingang wurde eine moderne Glaskonstruktion vor die alte Fassade gesetzt. Die schwere, zweiflüglige Tür ist geschlossen und wir fürchten schon, dass das Museum nicht geöffnet ist.
Der Museumskomplex entstand nach den Entwürfen des Architekturbüros Wilmotte et Associés. Die Museumsinszenierung, ebenfalls von Wilmotte entworfen und von Ducks Scéno umgesetzt, ist nüchtern schlicht. Die Räume sind dunkel, wodurch die Ausstellungsstücke mit Hilfe der Beleuchtung perfekt in Szene gesetzt werden. Bilder, Schautafeln und Videos erläutern Leben und Werk von René Lalique und seinen Nachfolgern und stellen die Arbeiten in einen Kontext zu der Zeit, in der sie entstanden sind.
Das wird besonders gut bei Laliques Werken zur Weltausstellung 1900 und zur „Exposition des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“, einer Weltausstellung des Kunstgewerbes und Industriedesigns, im Jahr 1925 deutlich.
Die Sammlung des Musée Lalique – Vom Schmuckkünstler zum Erfinder des modernen Schmucks
Die Sammlung der über 650 Objekte ist sowohl thematisch als auch chronologisch organisiert. Sie beginnt mit den Arbeiten René Laliques (1860 – 1945) als eigenständiger Schmuckkünstler, der durch die damals ungewöhnliche Kombination von Materialien wie Horn, Elfenbein, Email und Glas mit Gold und Edelsteinen zum Erfinder des modernen Schmucks aufstieg.
Die avantgardistischen Schmuckstücke im Stil des Art Nouveau sind detailreiche Kombinationen von Flora, Fauna und weiblichen Körpern. Dabei kam René Lalique sein Talent als Zeichner und seine genaue Beobachtungsgabe der Tier- und Pflanzenwelt zugute.
Ein besonders faszinierendes Beispiel ist der Anhänger „Libellenfrau mit geöffneten Flügeln“. Es ist das erste Stück, dass das Museum erworben hat. Die Schöpfung aus Gold, Diamanten und Fenster-Email zeigt eine Frau mit libellenartigen Flügeln, deren Körper mit einer Fischflosse endet. Die Flügel erscheinen wie Glasfenster. Dazu wurde das Email-Pulver auf einen provisorischen Untergrund aufgebracht, der nach dem Brennen mit Hilfe von Säure wieder entfernt wurde.
Die Sammlung des Museum Lalique – Die Kunst der Verpackung: besondere Flakons für besondere Parfums
Neben Schmuck kreierte René Lalique zahlreiche Flakons für spezielle Parfums. Über 200 Flakons und Puderdosen, viel davon eine Leihgabe der Silvio Denz Stiftung, sind im Museum ausgestellt. (Silvio Denz war der Vorstandvorsitzende der Schweizer Firma Art & Fragrance SA, die Lalique 2008 übernommen hat.)
Im Gegensatz zu den Schmuckstücken handelt es sich um Gegenstände aus der Serienproduktion, die aber dennoch nichts an Faszination verloren haben. Nach der Errichtung der neuen Manufaktur „Verrerie d’Alsace“ in Wingen-sur-Moder erweiterte Lalique seine Produktpalette auf Glasserien, Vasen und andere Tischgegenstände, Statuen, Uhren und Kühlerfiguren.
Vom Glas zu Kristall und der Kunst, einen Tisch zu decken
Anfang der 50er Jahre beschließt Marc Lalique (1900 – 1977) nach dem Tod seinen Vaters René den Wechsel von Glas zu Kristallglas. Bleikristallglas ermöglicht es, die Oberfläche zu satinieren und damit den Hauteffekt zu erzielen, der von Sammlern so geschätzt wird. Laliques Sohn ist so erfolgreich, dass die Fabrik bald zu den größten internationalen Kristallwerken gehört.
Bei aller Anpassung an technische Neuerungen und moderne Herstellungsprozesse wurde großer Wert auf die Wahrung der traditionellen Handwerkskunst gelegt. Diese kann im Museum an dem Tisch bewundert und ertastet werden, an dem die einzelnen Schritte der Herstellung der Vase „Bacchanten“ ausgestellt sind. Für die Herstellung der Vase sind 30 Stunden Arbeit nötig. Sie wurde 1927 von René Lalique geschaffen und zunächst in Glas, ab 1947 in Kristall gefertigt.
Der Besuch im Museum ist ein absoluter Höhepunkt und gehört zu den schönsten Ausfugstipps im Grenzgebiet Rheinland-Pfalz / Nordvogesen. Für die Besichtigung sollte mindestens eine Stunde eingeplant werden. Wer, wie wir, der Faszination Lalique erliegt und zumindest einen Teil der Schautafeln, Bilder und multimedialen Dokumente liest, hat auch nach drei Stunden noch nicht alles gesehen.
Im Museumsshop kann man ein Exemplar der Vase „Bacchanten“ kaufen. Menschen mit normalem Geldbeutel können alternativ einen kleinen, bunten Lalique Fisch, einen der Bestseller im Shop, als Erinnerung mitnehmen. Allen anderen empfehlen wir ein Mittagessen im Château Hochberg.
Das Hotel mit sehr französischem Restaurant und einer exzellenten Speisekarte liegt direkt gegenüber dem Museum. Die Dekoration wie Vasen und Spiegel sowie die Gläser, aus denen man trinkt, sind natürlich von Lalique!
Schmuck, Glas, Kristall, Kunst, Luxus: wer oder was ist Lalique?
Lalique ist ein französisches Luxusgüterunternehmen. Es wurde 1886 vom französischen Glaskünstler René Lalique gegründet und stellt bis heute Schmuck, Parfüm und Glasobjekte her. Weltbekannt wurde Lalique durch Art-déco-Schmuck, Parfumflakons, Kristallglas und Glasskulpturen.
Nach dem Tod des Firmengründers wurde der Schwerpunkt auf die Herstellung von großen Objekten aus Glas und Kristall verlegt. Es wurde zunächst von Renés Sohn Marc Lalique und anschließend von seiner Enkelin Marie-Claude Lalique geleitet.
1994 wurde das Familienunternehmen an den französischen Glashersteller Pochet verkauft, bevor es 2008 an das Schweizer Unternehmen Lalique Group überging. Heute stellt die Firma Schmuck, Kunstobjekte in limitierter Auflage, Glasserien und Parfums her und ist in der Gastronomie und Hotellerie tätig.
Was ist der Unterschied zwischen Glas und Kristall?
Glas und Kristall unterscheiden sich in der Zusammensetzung, Dichte und Lichtbrechung. Glasware mit mehr als 10 Prozent Bleioxid wird Kristall genannt. Bei einem Bleioxidgehalt von mehr als 24 Prozent spricht man von Bleikristall.
Das Blei macht das Glas weich und so für seine Weiterverarbeitung, z.B. Schliff und Gravierung, geeignet.
Es macht das Glas auch schwerer und erhöht den Brechungsindex, so dass es zur Strahlenbrechung kommt – das Glas funkelt. Und es klingt anders. Vor allem bei Bleikristall schwingt das Material beim Anstoßen deutlich länger.