Wir wollen Ihnen heute ein besonderen Ausflugstipp in der Grenzregion zwischen Rheinland-Pfalz und den Nordvogesen vorstellen. Welches einzigartiges Museum liegt in der Nähe von Hornbach und seinen Hotels Kloster Hornbach und Lösch für Freunde? Wo kann ich ein bedeutendes industrielles Kulturerbe besichtigen? Wo gibt es Kunst aus Glas und Kristall von der Zeit des Art déco bis heute zu bestaunen. Wir empfehlen Ihnen einen Besuch im Musée Lalique.

Musée Lalique - Parfumflakons (c) K. Faby - Coll. Musée Lalique (1)
Ensemble de flacons de parfum © K. Faby – Coll. Musée Lalique (1)
Musée Lalique – Parfumflakons vor schwarzem Hinergrund

Ausflugstipp in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz und Vogesen: Das Museum „Musée Lalique“ zeigt Kunst aus Glas und Kristall

Kontakt, Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Musée Lalique

Kontakt und Adresse

Öffnungszeiten in 2019

  • April bis September: 9:30 Uhr bis 18:30 Uhr
  • Oktober und November: Dienstag bis Sonntag: 10 Uhr bis 18 Uhr
  • Dezember: Täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr, außer am 24. und 31. Dezember, Feiertage bitte Webseite entnehmen

Eintrittspreise

  • Erwachsene: 6 Euro
  • Ermäßigt (6 bis 18 Jahre, Studierende, Menschen mit Handicap): 3 Euro
  • Eintrittspreis für Familien: 14 Euro
  • Videoguide: 2,50 Euro
  • Führungen: zusätzlich 3 Euro pro Person

 

Nach einem köstlichen Flammkuchen in der Klosterschänke sind meine Frau und ich mit Edelbert Lösch, dem Besitzer des Hotel Kloster Hornbach und des Lösch für Freunde ins Gespräch gekommen.

Nachdem wir ihm ganz begeistert von unserer Wanderung auf dem Prädikatswanderweg Paradiesgartenweg vorgeschwärmt haben, wollten wir von ihm einen Tipp, was wir am nächsten Tag unternehmen können, denn das Wetter war, laut Vorhersage, eher schlecht angesagt und wir suchten nach einem Ausflugstipp in Rheinlandpfalz oder in den Nordvogesen, in der Nähe des Hotels, bei schlechtem Wetter.

Herr Lösch antwortete: „Euch hat es doch beim letzten Mal im Schuhmuseum Hauenstein gefallen. Dann fahrt doch diesmal ins Lalique.“

Wir müssen beide recht irritiert geschaut haben, denn Herr Lösch schob nach: „Na ins Musée Lalique, in Frankreich, keine 40 Minuten von hier. Da erlebt ihr eine gläserne Welt von Art-Nouveau-Schmuckstücken bis hin zu aktuellen Kreationen aus Kristallglas.

„Die Manufaktur könnt ihr nicht besichtigen, aber im Museum bekommt ihr einen tollen Eindruck über das Knowhow, das auch heute noch benötigt wird, um Glaskunst herzustellen“, schob Herr Lösch nach.

Auf dem Zimmer wollte ich es dann aber doch genauer wissen. Ein paar Klicks später wusste ich mehr, Wikipedia und Google sei Dank. Die Fotogalerie der Website des Museums sieht spannend aus, und nachdem für den morgigen Tag nasskaltes Wetter und viel Regen angesagt ist, ist die Entscheidung einfach.

Musée Lalique - Portaluhr "Der Tag und die Nacht" von 1926
LALIQUE-René-pendule-Le-Jour-et-la-nuit-1926-©-Lalique-SA
Pendentif 4 libellules © Studio Y Langlois – musée Lalique – Coll privée

Ausflüge in Rheinland-Pfalz und den Vogesen

Anfahrt zum Museum – Wo liegt das Musée Lalique

Das Musée Lalique liegt in Wingen-sur-Moder, knappe 40 Minuten und 40 Kilometer mit dem Auto entfernt vom Hotel Kloster Hornbach. Der schnellste Weg führt westlich an der französischen Stadt Bitche mit ihrer Zitadelle vorbei, durch Lemberg und Götzenbrück. In den französischen Orten zeugen verblasste Werbungen an Häuserfassaden und aufgegebene Geschäfte von der einstmals erfolgreichen Glasherstellung in den Nordvogesen, die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht.

Foto aus dem Inneren der Manufaktur der Glashütte Hochberg 1925-c-Lalique-SAe-en-1925-c-Lalique-SA
Intérieur-de-l’usine-en-1925 © Lalique-SA
Foto aus dem Inneren der Manufaktur der Glashütte Hochberg 1925-c-Lalique-SAe-en-1925 © Lalique-SA

Auf dem Weg weisen Schilder zu dem Glasmuseum in Meisenthal und dem Kristallmuseum Saint Louis, weiteren Zeugen der traditionsreichen Geschichte der alten Handwerkskunst, die sich zum Teil bis heute gehalten hat.

Das letzte Stück ab Götzenbrück führt durch einen alten Laubwald. Ob es am düster grauen Himmel liegt oder den alten, moosbewachsenen Bäumen – das Waldstück hat etwas Besonderes an sich. Würde es nicht wie aus Kübeln gießen wäre ein Spaziergang in dem Wald ein Muss, aber bei dem Wetter freuen wir uns auf die Ausstellung. Andere Touristen scheint das Wetter komplett abgeschreckt zu haben und so ist der Parkplatz vor dem Museum leer.

Ausflüge in Rheinland-Pfalz und den Vogesen

Die Architektur und Inszenierung des Musée Lalique

Musée Lalique - Südflügel des Museums © D. Desaleux -musée Lalique
Aile sud du musée Lalique © D. Desaleux -musée Lalique
Musée Lalique – Südflügel des Museums: Neu angelegter, halb unterirdischer Anbau

Das Museum selbst gibt es erst seit 2011. Es ist als Komplex angelegt, der die alten Gebäude des Glashüttenstandortes Hochberg mit einem neu errichteten, halb unterirdisch angelegten Anbau über zwei Galerien aus Glas verbindet. Beim Eingang wurde eine moderne Glaskonstruktion vor die alte Fassade gesetzt. Die schwere, zweiflüglige Tür ist geschlossen und wir fürchten schon, dass das Museum nicht geöffnet ist.

Der Museumskomplex entstand nach den Entwürfen des Architekturbüros Wilmotte et Associés. Die Museumsinszenierung, ebenfalls von Wilmotte entworfen und von Ducks Scéno umgesetzt, ist nüchtern schlicht. Die Räume sind dunkel, wodurch die Ausstellungsstücke mit Hilfe der Beleuchtung perfekt in Szene gesetzt werden. Bilder, Schautafeln und Videos erläutern Leben und Werk von René Lalique und seinen Nachfolgern und stellen die Arbeiten in einen Kontext zu der Zeit, in der sie entstanden sind.

Musée Lalique - Geflügelte Frau, entstanden um 1900 und eine von fünf Bronzestatuen für den Stand im Pavillon der Juweliere zur Weltausstellung in Paris
Femme ailée © Studio Y. Langlois – musée Lalique – Coll
Musée Lalique – Geflügelte Frau, entstanden um 1900 und eine von fünf Bronzestatuen für den Stand im Pavillon der Juweliere zur Weltausstellung in Paris

Das wird besonders gut bei Laliques Werken zur Weltausstellung 1900 und zur „Exposition des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“, einer Weltausstellung des Kunstgewerbes und Industriedesigns, im Jahr 1925 deutlich.

Die Sammlung des  Musée Lalique – Vom Schmuckkünstler zum Erfinder des modernen Schmucks

Die Sammlung der über 650 Objekte ist sowohl thematisch als auch chronologisch organisiert. Sie beginnt mit den Arbeiten René Laliques (1860 – 1945) als eigenständiger Schmuckkünstler, der durch die damals ungewöhnliche Kombination von Materialien wie Horn, Elfenbein, Email und Glas mit Gold und Edelsteinen zum Erfinder des modernen Schmucks aufstieg.

Die avantgardistischen Schmuckstücke im Stil des Art Nouveau sind detailreiche Kombinationen von Flora, Fauna und weiblichen Körpern. Dabei kam René Lalique sein Talent als Zeichner und seine genaue Beobachtungsgabe der Tier- und Pflanzenwelt zugute.

LALIQUE René, Broche La nymphe rose – vers 1906-1908 © Shuxiu Lin – Coll. privée

Ein besonders faszinierendes Beispiel ist der Anhänger „Libellenfrau mit geöffneten Flügeln“. Es ist das erste Stück, dass das Museum erworben hat. Die Schöpfung aus Gold, Diamanten und Fenster-Email zeigt eine Frau mit libellenartigen Flügeln, deren Körper mit einer Fischflosse endet. Die Flügel erscheinen wie Glasfenster. Dazu wurde das Email-Pulver auf einen provisorischen Untergrund aufgebracht, der nach dem Brennen mit Hilfe von Säure wieder entfernt wurde.

Musée Lalique, Schmuckstück Libellenfrau mit geöffneten Flügeln (c) Studio Y. langlois - Musée Lalique
Pendentif femme libellule, ailes ouvertes © Studio Y. langlois – Musée Lalique
Musée Lalique, Schmuckstück Libellenfrau mit geöffneten Flügeln, Schöpfung aus Gold, Diamanten und Fensteremail

Die Sammlung des Museum Lalique – Die Kunst der Verpackung: besondere Flakons für besondere Parfums

Neben Schmuck kreierte René Lalique zahlreiche Flakons für spezielle Parfums. Über 200 Flakons und Puderdosen, viel davon eine Leihgabe der Silvio Denz Stiftung, sind im Museum ausgestellt. (Silvio Denz war der Vorstandvorsitzende der Schweizer Firma Art & Fragrance SA, die Lalique 2008 übernommen hat.)

Musée Lalique - Parfumflakons © Musée Lalique
Flacons de parfum © Musée Lalique
Musée Lalique – Parfumflakons

Im Gegensatz zu den Schmuckstücken handelt es sich um Gegenstände aus der Serienproduktion, die aber dennoch nichts an Faszination verloren haben. Nach der Errichtung der neuen Manufaktur „Verrerie d’Alsace“ in Wingen-sur-Moder erweiterte Lalique seine Produktpalette auf Glasserien, Vasen und andere Tischgegenstände, Statuen, Uhren und Kühlerfiguren.

Vom Glas zu Kristall und der Kunst, einen Tisch zu decken

Anfang der 50er Jahre beschließt Marc Lalique (1900 – 1977) nach dem Tod seinen Vaters René den Wechsel von Glas zu Kristallglas. Bleikristallglas ermöglicht es, die Oberfläche zu satinieren und damit den Hauteffekt zu erzielen, der von Sammlern so geschätzt wird. Laliques Sohn ist so erfolgreich, dass die Fabrik bald zu den größten internationalen Kristallwerken gehört.

Musée Lalique - die einzelnen Herstellungsschritte der Vase "Bacchantes"(c) musée Lalique
table tactile © musée Lalique
Musée Lalique – die einzelnen Herstellungsschritte der Vase „Bacchantes“

Bei aller Anpassung an technische Neuerungen und moderne Herstellungsprozesse wurde großer Wert auf die Wahrung der traditionellen Handwerkskunst gelegt. Diese kann im Museum an dem Tisch bewundert und ertastet werden, an dem die einzelnen Schritte der Herstellung der Vase „Bacchanten“ ausgestellt sind. Für die Herstellung der Vase sind 30 Stunden Arbeit nötig. Sie wurde 1927 von René Lalique geschaffen und zunächst in Glas, ab 1947 in Kristall gefertigt.

Musée Lalique - Vase "Bacchantes" © Karine Faby - Coll Musée Lalique (3)
Vase Bacchantes © Karine Faby – Coll Musée Lalique (3)

Der Besuch im Museum ist ein absoluter Höhepunkt und gehört zu den schönsten Ausfugstipps im Grenzgebiet Rheinland-Pfalz / Nordvogesen. Für die Besichtigung sollte mindestens eine Stunde eingeplant werden. Wer, wie wir, der Faszination Lalique erliegt und zumindest einen Teil der Schautafeln, Bilder und multimedialen Dokumente liest, hat auch nach drei Stunden noch nicht alles gesehen.

Im Museumsshop kann man ein Exemplar der Vase „Bacchanten“ kaufen. Menschen mit normalem Geldbeutel können alternativ einen kleinen, bunten Lalique Fisch, einen der Bestseller im Shop, als Erinnerung mitnehmen. Allen anderen empfehlen wir ein Mittagessen im Château Hochberg.

Chateau Hochberg - © Katja Driess
Château Hochberg – © K. Driess
Das Hotel und Restaurant Château Hochburg gegenüber dem Musée Lalique

Das Hotel mit sehr französischem Restaurant und einer exzellenten Speisekarte liegt direkt gegenüber dem Museum. Die Dekoration wie Vasen und Spiegel sowie die Gläser, aus denen man trinkt, sind natürlich von Lalique!

Schmuck, Glas, Kristall, Kunst, Luxus: wer oder was ist Lalique?

René Lalique © Lalique SA
René Lalique © Lalique SA

Lalique ist ein französisches Luxusgüterunternehmen. Es wurde 1886 vom französischen Glaskünstler René Lalique gegründet und stellt bis heute Schmuck, Parfüm und Glasobjekte her. Weltbekannt wurde Lalique durch Art-déco-Schmuck, Parfumflakons, Kristallglas und Glasskulpturen.

Die Manufaktur der Glashütte Hochberg um 1924 © Musée Lalique
usine lalique en 1924 © Musée Lalique
Die Manufaktur der Glashütte Hochberg um 1924

Nach dem Tod des Firmengründers wurde der Schwerpunkt auf die Herstellung von großen Objekten aus Glas und Kristall verlegt. Es wurde zunächst von Renés Sohn Marc Lalique und anschließend von seiner Enkelin Marie-Claude Lalique geleitet.

Marie-Claude Lalique © Lalique SA
Marie-Claude Lalique © Lalique SA

1994 wurde das Familienunternehmen an den französischen Glashersteller Pochet verkauft, bevor es 2008 an das Schweizer Unternehmen Lalique Group überging. Heute stellt die Firma Schmuck, Kunstobjekte in limitierter Auflage, Glasserien und Parfums her und ist in der Gastronomie und Hotellerie tätig.

Was ist der Unterschied zwischen Glas und Kristall?

Glas und Kristall unterscheiden sich in der Zusammensetzung, Dichte und Lichtbrechung. Glasware mit mehr als 10 Prozent Bleioxid wird Kristall genannt. Bei einem Bleioxidgehalt von mehr als 24 Prozent spricht man von Bleikristall.

Das Blei macht das Glas weich und so für seine Weiterverarbeitung, z.B. Schliff und Gravierung, geeignet.

Es macht das Glas auch schwerer und erhöht den Brechungsindex, so dass es zur Strahlenbrechung kommt – das Glas funkelt. Und es klingt anders. Vor allem bei Bleikristall schwingt das Material beim Anstoßen deutlich länger.

Signature © Lalique SA